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Den
Umschlag gestaltete ►Theo Breuer stellt in
seinem unterhaltsamen Essay
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Almut Baumgarten: |
Tussilago farfara |
Schorf |
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Psoriasis |
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Thomas J. Hauck: |
Die Suche nach der verlorenen Melodie |
Tobias Hugentobler: |
Das Haus |
Einfahrt |
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Rupprecht Mayer: |
Friedrich in Rosenheim |
Birke Meyer-Suchsland: |
Was ist los? |
Metamorphosen |
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Henner Reitmeier: |
Das Gleisdreieck |
Anna Sayn-Wittgenstein: |
Keine Gefangenen mehr |
Eva Scheller: |
Der nächste Zug |
Anja Schnaus: |
Der Tausch |
Klaus Johannes Thies: |
Zwiegespräch mit dem Hummer |
Klaus Anders: |
Werkstatt |
Geburt / Der Unsterbliche / Meditation |
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Birgit Biehl: |
Anatols Frevel |
Tanz im Himmel / Der Wind ist ein Mann |
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Marjana Gaponenko: |
Der lustige Bus (und 2 weitere Gedichte) |
Olaf H.Hauge: |
Eg har tri dikt / Ich hab drei Gedichte |
Katharina Jäschke: |
Versuchsweise |
Diana Kokot: |
Durchs Tor treten |
Vom Verschleißteil der Megamaschine |
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Arkanum |
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Ed è subito sera / Und schon ist es Abend |
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Margot Scharpenberg: |
(siehe Sonderteil) |
Fünf Sonette |
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Michael Wüstefeld: |
Messergedichte |
Maximilian Zander: |
Gartengespräch mit dem Nachbarn |
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Aus einigen der vielen Zuschriften
zu dieser Ausgabe:
Der Herbst ist eine
famose Jahreszeit für die Muschelhaufen-Lektüre! Die sanfte Melancholie von
kühlen, freundlichen (aber nicht sonnenhellen) Tagen paßt ausgezeichnet zu der Bereitschaft,
sich etwas vom Weltengetümmel abzukehren, um die Gedanken für einige Stunden
über unbekannte Erde spazieren zu tragen.
Viele (mir) neue Namen
habe ich entdeckt, auch und gerade mit besonderem Fokus auf die ausgewählte
Lyrik. Fast nach jedem Gedicht, jeder Erzählung die Sichtung weiterer Details
im biobibliographischen Anhang in dem Bewußtsein, feine Literatur von
Autorinnen und Autoren gelesen zu haben, die ihr Handwerk verstehen und von
denen man wahrscheinlich noch häufiger lesen wird.
Prosaisch ragen für
mich aus all dem Guten heraus: Stefanie Golisch, Anna Sayn-Wittgenstein, Klaus
Johannes Thies und Birke Meyer-Suchsland.
Lyrisch ist es ein
Gewinn, von Margot Scharpenberg und Manfred Streubel zu erfahren, deren
Gedichte mich beeindrucken und gleichzeitig erstaunen, weil beide trotz der
starken Ausstrahlung ihrer Texte offenbar nicht von einer breiteren
Öffentlichkeit wahrgenommen wurden und werden. Manfred Streubel ist
beispielsweise auch nicht in der Anthologie "Poesiealbum - Gedichte 1967
bis 1990" (Verlag Neues Leben) vertreten, die 1999 erschien. Eine lyrische
Auswahl, die Gedichte von Dichterinnen und Dichtern versammelt, die in einer
(gleichnamigen) Reihe von insgesamt 275 Heften im demokratischen Ostdeutschland
publiziert wurden. Wohl auch dies ein Indiz, daß Streubel im literarischen
Gedächtnis, (selbst in seiner Heimat) nicht verankert ist. Die kleine Auswahl
jedenfalls überzeugt und es bleibt daher nur zu wünschen, daß die Vorstellung
von Stefanie Golisch Streubels Wahrnehmung über „Muschelhaufen“ hinaus zu
steigern vermag.
Sehr interessant
empfand ich weiterhin die Überlegungen von Dieter P. Meier-Lenz zum
Brecht-Gedicht „Erinnerung an die Marie A.“, das ich ebenfalls noch nicht
kannte. Unabhängig davon, ob und welche Absichten Brecht mit dem Gedicht
verfolgte und ob es zum Superlativ „Jahrhundertgedicht“ taugt, ist es ein sehr
gelungenes, sinnliches und zeitloses Werk der deutschsprachigen Poesie. Für
mich bezieht der Text seine erotische Spannung vor allem aus der weißen Wolke, die
ich als Anspielung auf die helle (weiße) Haut der „bleichen Liebe“ und somit
als Andeutung des Geschlechtsakts verstehe („Sie war sehr weiß und ungeheuer
oben. ... Sie war sehr weiß und kam von oben her“). Bei dieser Sichtweise (wie
auch bei der von Meier-Lenz) ist der Blick zwar nicht mehr so schüchtern
verklärend und gleichzeitig überhöhend wie in der unkonkreten Betrachtung von
Albrecht Schöne, erkennt aber auch derart nüchtern noch immer gelungene Lyrik,
die über die Lektüre hinaus nachwirkt und darum Jahre und Jahrzehnte
überdauert.
Überrascht (und sehr
angesprochen) hat mich das Foto von Ursula Brunbauer. Ein Novum im
„Muschelhaufen“. Ein fremder Körper, aber keineswegs ein Fremdkörper! ;-)
Über Theo Breuers gelbe
Emotionen, ausgelöst durch die Kombination von Uhrzeit und Klingel, habe ich
herzhaft gelacht und die Passage sogleich meiner Frau und abends anwesenden
Freunden vorgelesen. :-) Eine köstliche Darstellung dessen, was das Warten auf
die tägliche (literarische) Post bei einem Lesomanen wie Breuer auszulösen
vermag.
Fazit: „Muschelhaufen“
macht Freude! Danke!
Andreas Noga
*
Eine Erzählung hat
mich, im Gegensatz zu vielen anderen, sehr berührt. „Keine Gefangenen mehr“ von
Anna Sayn-Wittgenstein. Besonders vor dem historischen Hintergrund fand ich es
sehr bemerkenswert diese Geschichte zu schreiben, zeigt sie doch, wie grotesk
diese Zeitläufte waren. Vor dem Hintergrund des Krieges geriet nicht nur die
Welt aus den Fugen, sondern die Menschen befanden sich in einer
Ausnahmesituation, welche oft die Regeln des Zusammenlebens außer Kraft setzte.
Hervorragend sind die
Fotographien von Vladimir Rolov. Mir fällt dazu nur ein: „Menschen“. Eine
weitere Erzählung möchte ich nicht unerwähnt lassen, „Das Gleisdreieck“ von
Henner Reitmeier. Mir waren die Protagonisten so deutlich vor Augen, als ob ich
so manche Flasche Wein mit ihnen getrunken hätte, und in diesen Runden haben
wir die Welt verbessert.
Jürgen Ecken
*
Ganz
nebenbei möchte ich auch erwähnen, dass ich über den Muschelhaufen nicht nur
(wie ja sicher die meisten Muschelhaufen-Leser) immer wieder auf neue,
beziehungsweise auf neue alte Autoren aufmerksam gemacht wurde, sondern dass
ich mit Johannes Kühn und Albert Vigoleis Thelen zwei absolute Lieblingsautoren
kennen gelernt habe. Die Insel des zweiten Gesichts habe ich inzwischen
dreimal gelesen und einige Male verschenkt.
Frieder
Hülshoff, Bochum
*
Daß es so etwas noch gibt. Eine
solche Hingabe für Literatur und Grafik, einen solch hingebungsvoll gebauten
Almanach!
Mit Interesse las ich den Beitrag
über den Dresdner Dichter Manfred Streubel. Es gab durchaus Bemühungen einiger
seiner „Kollegen“, Streubel nicht ganz ins Vergessen abgleiten zu lassen. So
erschien 1993, ein Jahr nach Streubels Freitod, im Dresdner Buchlabor
„Gedenkminute für Manfred Streubel“, herausgegeben von Wulf Kirsten, Rudolf
Scholz und mir.
Michael Wüstefeld, Dresden
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